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Einleitung

Am 2. Juli 2013 landete am Wiener Flughafen Schwechat unerwartet die Regierungsmaschine des bolivianischen Präsidenten. Nicht an Bord, wie sich später herausstellte, Edward Snowden; zum damaligen Zeitpunkt der aus der Sicht der USA wohl gefährlichste Mann der Welt – abgesehen von Osama Bin Laden, wenn auch aus völlig unterschiedlichen Gründen. Snowden stand jahrelang im Dienste jener Maschinerie, die den Kampf gegen den Terrorismus nach 9/11 zum Anlass nahm, in Orwell’scher Manier gegen Freund und Feind elektronisch hochzurüsten.

Noch bevor die bolivianische Maschine österreichischen Boden berührte, war das diplomatische Tauziehen um Überflugrechte der bolivianischen Regierungsmaschine zugunsten der U.S.-Interessenslage zu Ende. Italien, Spanien und Portugal und ursprünglich auch Frankreich verweigerten der Maschine nach massiven U.S.-Interventionen die Überflugrechte.

Dem vorausgegangen war ein Schlagabtausch der russischen und amerikanischen Geheimdienste. Laut Informationslage des US-Geheimdienstes CIA hätte sich der NSA-Whistleblower Edward Snowden an Bord befinden müssen. Dieser Einschätzung ging ein ausgeklügelter Operationsplan der russischen Nachrichtendienste voraus, welcher die US Intelligence Community in ihrer Fehleinschätzung vor aller Welt bloßstellte – und zwar in Wien.

Nicht an Bord war Edward Snowden. Wien war 2013 wieder einmal im Fokus einer zentralen nachrichtendienstlichen Operation, diesmal jedoch vor laufender Kamera mit einem weltweiten Publikum. Keiner der österreichischen Nachrichtendienste war bis zu diesem Zeitpunkt involviert oder auch nur in Kenntnis der Umstände.